Fehlende Projektionsfläche

Nach Trennungen von einem Partner erleben wir uns manchmal als unangenehmerweise frei im Raum flottierend. Gefühle der Traurigkeit, des Verlustes, Schuldgefühle oder Gefühle der vertanen Chance können sich dazumischen.

Interessant wird es, wenn man sich anschaut, welchen Verlust man da eigentlich betrauert. Vor allem in dem Fall, wenn man selbst aus der Beziehung gegangen ist oder sie von beiden beendet wurde: was ist der Verlust, bei genauerer Betrachtung? Oft kann man feststellen, dass diejenigen Dinge, die man jetzt schmerzlich vermisst, tatsächlich gar nicht in dieser Beziehung vorhanden waren. Manchmal beweinen wir dann die Projektionen unserer eigenen Wünsche. In der Beziehung konnten wir vielleicht einige dieser Wünsche nicht befriedigt, aber erst nach der Trennung werden wir mit ihnen wieder so deutlich konfrontiert und fühlen eben den Schmerz der Nichterfüllung – wenngleich sie innerhalb der Beziehung vielleicht auch nie oder nur selten erfüllt wurden.

Eine Beziehung liefert eine klare Polarität, eine Hinwendung zu dieser einen Person und zu spezifischen Situationen. Unsere Wünsche konnten sich ausrichten. Wir konnten sie an dieses konkrete Ziel richten. Die Trennung ist dann die Wegnahme dieses Pols, und auf einmal hängen unsere Wünsche in der Luft und lassen uns plötzlich wieder den Schmerz spüren. Auf einmal können Sie sich nur auf uns selbst richten. Auf diese Weise betrachtet ist die Trennung nicht der Verlust einer bestimmten Person, sondern das erneute Umherirren unserer schon gekannten Bedürfnisse und Wünsche.